Immer wieder werde ich von Mandanten angesprochen, ob ich eine Investition in Private Equity oder Venture Capital empfehlen kann. Vereinfacht gesagt Investitionen in verschiedener Form in außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen.
In den letzten 20 Jahren habe ich mir immer wieder Beteiligungsmodelle von Anbietern wie RWB oder auch der MIG Serie im Detail angeschaut und bewertet, soweit mir das möglich war, denn eine detaillierte Bewertung ist nur bedingt möglich. Aktuell wurde ich von Mandanten angesprochen, die sehr begeistert von ihren MIG Fonds Erfahrungen sind. Ihre Beteiligungen an Biontech können eine sehr schöne Erfolgsstory vorweisen und in 3 Ihrer Fonds konnten sie sehr attraktive Rückflüsse realisieren. Nachfolgend habe ich dies zum Anlass genommen die bisherige Historie an Hand veröffentlichter Kennzahlen zu analysieren.
Die HMW Innovations AG – Historie und Geschäftsmodell
Die HMW Innovations AG wurde 2002 als Alfred Wieder AG gegründet von Alfred Wieder gegründet. 2013 wurde das Haus HMW Innovations AG umbenannt. Seit Anfang 2008 ist Dr. Matthias Hallweger im Vorstand stätig und führt das Unternehmen.
Wesentliches Konzept sind Unternehmensbeteiligungen in einer früher Phase, also Venture Capital an Start Up Unternehmen. Insgesamt wurden bis jetzt 16 Fonds aufgelegt. Fonds Nummer 15 befindet sich in er Platzierung. Historisch wurden ca. 1 Mrd. Euro an Kapital platziert.
Auswertung der historischen Kennzahlen der MIG Fonds 1 bis 15
Ich habe die 15 platzierten Fonds gemäß den veröffentlichten Fact Sheets Stand 31.12.2020 ausgewertet und in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst:
In den Fonds 1 bis 15 wurden bisher knapp 900 Mio Euro (887,01 Mio) an Investorengeldern eingezahlt.
Die Kostenquote der MIG Fonds
Wie bei Beteiligungen üblich sind für die Initiierung des Fonds, die Vermittlung des Eigenkapitals und das laufende Management Kosten eingepreist. Diese Kostenquote, die „Weichkostenquote“ liegt bei Beteiligungen zwischen sehr günstigen 10-15 % bis hin zu 25-30 %. Häufig sind hier historisch auch „Kalkulationstricks“ angewendet worden um eine übermäßig hohe Kostenquote zu „verschleiern“. Eine detaillierte Analyse wurde hier meinerseits keine Analyse vorgenommen. Historisch lässt sich folgendes feststellen:
Die Investitionsquote bei Einmalanlagen ist mit durchschnittlichen 73,80 % der Investorengelder im Marktvergleich relativ gering, die Kostenquote liegt hier im Marktvergleich in einem recht hohen Bereich
Zusätzlich wird eine ratierliche Anlage angeboten. Diese Anlageform ist besonders kritisch zu sehen, weil sie eher auf weniger vermögendes, in Kapitalanlagen eher unerfahrenes Clientel abzielt, die mit den potentiell hohen Renditen von Venture Capital/Private Equity und interessanten „Sales Stories“ sowie hohen Renditeversprechen angelockt werden. Bei ratierlichen Anlagen beträgt die Investitionsquote nur rd. 57 % der eingezahlten Gelder. Hier zeigt sich, dass Sparpläne bei Beteiligungen sehr kritisch zu sehen sind. Damit man als Anleger sein Geld zurück erhält müssen die Beteiligungen schon im Mittel 75 % Gewinn erwirtschaften.
Bisherige Ergebnisse und Rückflüsse der Fonds 1 bis 15
Grundsätzlich lässt sich eine Investition in Venture Capital/Private Equity nur sehr schwer extern bewerten/einschätzen. Zum einen sind häufig Zeiträume von mindestens 10 Jahren notwendig bevor ein rentabler gewinnbringender Exit möglich ist. Außerdem sieht man am sehr positiven Beispiel Biontech wie schnell eine sehr bescheidenes Ergebnis sich durch einen Volltreffer drehen kann.
In der Betrachtung der 16 Fonds lässt sich an Hand der TVPI (Total Value to Paid in) Kennziffer folgendes feststellen:
- Die Fonds MIG 1 bis 6 liegt im Mittel bei 66 % TVPI. Das deutet sehr stark darauf hin, dass ggf. KEINER der Anleger sein komplettes Kapital zurückerhalten wird oder hier gar eine attraktive Rendite erzielen wird. Diese Situation kann sich natürlich durch einen weiteren „Volltreffer“ noch signifikant ändern. Dieser wäre allerdings dann auch in die TVPI aktuell eingepreist. Bei den 6 Fonds wurden immerhin 387 Mio. Kapital gezeichnet und bisher 281 Mio. Euro eingezahlt. Bisher sind 118 Mio. Euro kumuliert zurückgeflossen, was 42 % des investierten Kapitals entspricht. Beim MIG Fonds 2 waren es bisher nur 9 %. Nach einer Laufzeit von Mindestens 13 Jahren ist das ein sehr enttäuschendes Ergebnis.
- Die Fonds 7 bis 9 haben/hatten Beteiligungen an Biontech gezeichnet und damit einen wahren Volltreffer gelandet. Der Fonds MIG 7 hat gemäß Factsheet rd. 3,5 Mio Euro investiert und dafür 245 Mio. Euro Rückfluss erzielt. Dies entspricht einen sensationellen Faktor von 71. Ausgeschüttet wurden an die Anleger 106 Mio. Euro, was die Frage aufwirft wie hoch hier die Gewinnbeteiligung der Geschäftsleitung war. Der Fonds MIG 7vzeigt auch wie eng ein „Volltreffer“ und ein Totalverlust beieinander liegen. Das Unternehmen Virologik wurde 2015 mit 1 Euro komplett abgeschrieben. Trotzdem lässt sich feststellen, dass das die Anleger dieser 3 Fonds als Gewinner der MIG Serie zu sehen sind. Allerdings haben die ratierlichen Sparer des MIG Fonds 8 bisher nur 63 % der investierten Gelder erhalten, die Fonds 7 und 9 rd. das 3 bzw. 2 fache Fonds Nummer 9
- Die Fonds Nummer 10 bis 15 sind aktuell mit einem TVPI von 103 % bewertet, der bisherige Kapitalrückfluss beträgt 22 %. Es lässt sich hier aus meiner Sicht bisher nicht abschätzen, ob hier ein attraktiver Rückfluss erzielt werden wird, da die Laufzeit noch zu kurz ist. Die Bewertungen sind allerdings defintiiv deutlich besser bei den Fonds 1 bis 6
Fazit zur Performance und Rückflüsse der Fonds 1 bis 15
- Die Fonds 1 bis 6 waren für die Anleger sehr wahrscheinlich ein sehr schlechtes Investment mit teilweisen bis hin zu sehr hohen Kapitalverlust
- Die Fonds 7 bis 9 haben demonstrieren eindrucksvoll die Chancen von Venture Capital, falls man einen richtigen Volltreffer landet. Zu hinterfragen ist beim Fonds Nummer 7, warum bisher von 245 Mio. Euro Nettozufluss nur gut 100 Mio. Euro ausgeschüttet worden ist. Dies deutet schon auf eine überproportional hohe Gewinnbeteiligungen der Geschäftsführung hin, die nicht wirklich angemessen wirken, da die Anleger ja 100 % des Risikos tragen
- Bei einer Streuung auf nur 10 bis 15 Unternehmen, in die investiert wird, besteht aus nach Auswertungen und Analysen ein nicht unerhebliches Verlustrisiko. Hier muss man kritisch hinterfragen, ob diese Anlageform für Privatanleger geeignet ist, gerade der ratierlicher Sparplan
Die nachfolgende Analyse zeigt gemäß einer umfangreichen Studie des Private Equity Marktes, dass ein optimales Portfolio aus mindestens 15 Fonds bestehen sollte, also damit ca. 150 bis 200 Einzelinvestments. Interessant ist auch, dass der durchschnittliche TVPI Ohne Biontech „nur“ bei unter 1,8 liegt. Das bedeutet das nach bisherigen Performancedaten alle ratierlichen Fonds der MIG Serie aufgrund der Kostenquote ohne weitere Outperformance gar keinen Gewinn erzielen können
Von 15 Fonds haben bisher die Fonds 7 und 9 mehr als 100 % Rückfluss geleistet, im Mittel beträgt der Rückfluss 59 %. Die Zeichner der Fonds 1 bis 6 werden definitiv zu den Verlierern gehören.
Der Fonds MIG 16
Rahmendaten
Der Fonds Nummer MIG wurde im Mai 2019 aufgelegt. Er hat folgende Rahmendaten:
- Der Fonds MIG 16 kann maximal 105 Mio. Euro Eigenkapital einsammeln. Mit Zustimmung der KVG dürfen bis zu 160 Mio. Euro eingeworben werden
- Die Vertriebskosten betragen gemäß wAI 13,33% plus Agio von 5 %.
- Die Laufzeit ist Ende 2032 kalkuliert
- Die Prognoserechnungen rechnen mit Rückflüssen von bis 200 % in 12 Jahren im positivsten Szenario
- Es gibt 2 Anlageklassen, die einmalige Anlage und eine Verteilung auf 6 Trancen
- Die Gewinnbeteiligung der Geschäftsführung als Transaktionsgebühr bei jedem Verkauf beträgt 25 %
Der Vertrieb vom MIG 16 war in 2019 sehr schleppend gestartet. Es wurden etwa 8 Mio. Euro Eigenkapital eingeworben. Ende 2020 lag das eingeworbene Kapital bei rd. 32 Mio. (Quelle Investmentcheck.de). Durch die Erfolgsstory mit Biontech kann man von einem höheren Vertriebserfolg in diesem Jahr ausgehen.
Fazit zu den MIG Fonds und Empfehlungen
Die Anlageklasse Private Equity ist nach langjährigen Auswertungen eine sehr rentable Anlageklasse, die auch die Performance von Aktien- oder Immobilieninvestments schlagen kann.
Bis auf kostengünstigere Direktinvestionen für Privatanleger, bei denen aber 100.000 oder 200.000 Euro die Minimuminvestition darstellen, ist die Investition in Private Equity sehr teuer, gerade wenn man eine breite Streuung erzielen möchte. Mir ist derzeit keine Beteiligungsgesellschaft am Deutschen Markt bekannt, die hier Renditen über 5 % p.a. auf Anlegerebene über das gesamte Portfolio erzielt hat oder im Mittel erzielen wird. Teilweise haben wir 3-4 Kostenebenen im Produkt.
Die HMW Innovations AG (ehemals Alfred Wieder KG) gehört hier nach meiner Einschätzung zu den historisch eher unterdurchschnittlich performenden Anbietern. Die sehr schlechte Performance der Fonds 1 bis 6 mit 36 % mittleren Kapitalrückfluss nach mehr als im Mittel 15 Jahren spricht hier eine deutliche Sprache. Durch Biontech wurde ein beeindruckender Volltreffer erzielt, der auch die Chancen, gerade von Direktinvestments aufzeigt.
In Summe liegen die Beteiligungen und Exits aber OHNE Biontech unter einen TVPI unter 2 und damit in einen Rahmen, der eine Rendite vergleichbar mit langjährigen Renditen am Aktienmarkt oder auch bei guten Immobilieninvestments kaum erlaubt und das bei deutlich höherem Risiko und deutlich weniger Transparenz.
FAZIT:
Ich rate von einem Investment in den MIG Fonds ab, weil das Rendite-Risiko Verhältnis gegenüber Alternativen Lösungen sehr schlecht ist. Es gibt auch in 2021 noch Lösungen wie Renditen von 5-7 % p.a. noch weitestgehend planbar und risikoarm erzielt werden können. Sprechen Sie mich gern darauf an, ich stellen Ihnen gern alternative Lösungen vor.
Wollen Sie sich persönlich zur besten Anlagestrategie beraten lassen?
Mit meiner jahrelangen Erfahrung als Finanzberater kann ich kompetent einschätzen, welche Anlageform sich in Ihrer individuellen Situation lohnt. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Ihr Geld für Sie arbeitet!