Grundsätzlich stellt sich bei jedem Investment, ob nun Kapitalanlage oder Versicherungsprodukt die Frage nach der Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit, so auch bei der Frage Rürup vs. ETF. Im Bereich der Altersvorsorge gibt es mit der Rürup(Basis)-rente neben der Schicht 2 (Riester und betrieblichen Altersvorsorge) gesetzlich geförderte Möglichkeiten zur Ansparung. Eine kompakte Übersicht der Optionen gibt die folgende Tabelle:
Seit knapp 10 Jahren habe ich inzwischen mehr als 10.000 Beratungsanfragen zur Thematik Rürup/Basisrente in meiner Finanzberatung in Hamburg bearbeitet, was mich wahrscheinlich zum erfahrensten Rürup-Experten in Deutschland macht.
Zentrale Fragen sind dabei fast immer:
- Lohnt sich das überhaupt für mich?
- Werde ich so alt, dass es sich rechnet?
- Wie und an wen ist die Rente vererbbar ?
Um hier schnell eine analytische Antwort zu geben, habe ich ein Excel Tool entwickelt, dass alle relevanten Faktoren berücksichtigt und so eine wirklich präzise Antwort gibt.
Ich bin hier immer wieder überrascht, dass in nahezu keiner Analyse in Finanztests oder sonstigen Veröffentlichungen in Finanzblogs, Videos oder ähnliches eine korrekte und präzise Antwort gegeben wird und hier wesentliche Parameter fehlerhaft berücksichtigt werden. Auch führende Finanzsoftware gibt hier bei falscher oder unglücklicher Parametrierung irreführende Antworten.
Um die Wirtschaftlichkeit zu ermitteln, ob eine Rürup Rente sinnvoll ist, wird ein direkter Vergleich zu einer fondsbasierten Ansparung bzw. Anlage auf Depotbasis in Anspar- und Verrentungsphase gegenüber gestellt. Dabei wird im ETF/Fonds zum Vergleich nur der Betrag nach Steuererstattung angelegt.
In der Ansparphase greifen die steuerliche Vorteile, die auf den ersten Blick die Basisrente sehr attraktiv erscheinen lassen. In der Rentenphase muss die Rente auch wieder versteuert werden (Bei Rentenbeginn 2020 zu 80 % – steigend um 1 % p.a. bis 2040 zu 100 %).
Nun kommt der Schwachpunkt bzw. Herausforderung der Rürup Rente. Der Versicherer muss eine lebenslange Rente garantieren, was in derzeitigen Niedrigzinsphase und bei der ständig steigenden Lebenserwartung derzeit schwer zu kalkulieren ist.
Deswegen gehen die Versicherer dazu über sehr niedrige Rentenfaktoren pro 10.000 Euro Vertragsguthaben zu garantieren (der garantierte Rentenfaktor ist eine Vorgabe seitens des Gesetzgebers), damit man hier nicht später bilanzielle Probleme durch Rückstellungen bekommt.
Garantierte Rentenfaktoren liegen derzeit zwischen 15-30 Euro pro 10.000 Euro bei Rentenbeginn 63 bis 67.
Realistische Rentenfaktoren liegen derzeit bei 25 bis 35 Euro bei konventionellen Verrentung. Das dies nicht sonderlich attraktiv ist, verdeutlicht die nachfolgende Tabelle. So muss bei einem Rentenfaktor von 25 ca. 100 Jahre alt werden, um unverzinst das komplette Kapital zurückgezahlt zu bekommen, was bei Rentenbeginn zur Verfügung stand OHNE Zinsen. Die Allianz hat bei fondsbasierten Rürup Renten garantierte Rentenfaktoren von ca. 15 im Angebot, was noch mal aufzeigt, dass der garantierte Rentenfaktor kein sinnvoller Selektionsparameter für die Produktwahl ist.
Seit kurzem gibt es investmentbasierte Rentenphasen, die auch Rentenfaktoren von 40 bis 60 Euro ermöglichen.
Vergleich fondsbasierte Rürup Rente vs. ETF Fondssparplan
Im Vergleich, ob eine Rürup Rente sinnvoll ist, wird parallel ein Fondssparplan aus dem Nettoaufwand der Rürup Rente gegenüber gestellt, also nur der Nettoaufwand nach Steuererstattung, der dann bei Rentenbeginn einmal verkauft wird und dadurch Abgeltungssteuer anfällt.
Beim Fondssparplan keine Kosten berücksichtigt (Depot- oder Orderkosten bzw. Agio) sowie auch keine lfd. Steuern in der Ansparphase, beim Rürupprodukt werden die Effektivkosten der Versicherung im konkreten Fall bzw. bei einem Topprodukt berücksichtigt.
In der Rentenphase wird dann in Abhängigkeit von der Rentendauer (Lebenserwartung) und verschiedenen Rentenfaktoren ermittelt welche Rendite der Fondssparplan nach Steuern (!) erzielen müsste, damit er gleichwertig zum Rüruprodukt ist. Bei der Darstellung wäre beim Fondssparplan im Falle der Abgeltungssteuer also eine höhere Rendite zu erzielen, um wirklich nach Steuern gleichwertig zu sein.
Musterfall
- 45 Jahre, Angestellter
- Spitzensteuersatz (verheiratet – ab rd. 115.000 Euro – ledig 57.500 Euro p.a.) – ohne Kirchensteuer
- Maximaler GRV Beitrag (18,6 % auf 82.800 Euro rd. 15.400 Euro p.a.)
- Max. Mögliche Einzahlung (pro Person sind dann aktuell 9.600 Euro p,a, möglich – für 2020 – 25.046 Euro minus 15.400 Euro GRV Beitrag)
- angenommen wird ein Steuersatz in der Rentenphase von 25 %
Die nachfolgenden Grafiken fassen die Ergebnisse zusammen und sind meinem Tool entnommen. Einem Beratungsmandat stelle ich individuell alle Ergebnisse zur Verfügung.
Fazit und Empfehlungen
Ist eine Rürup Rente sinnvoll? Und wie sieht es mit ETF Fonds aus?
Eine Rürup Rente ist in den meisten Fällen, egal ob angestellt, selbständig oder verbeamtet eine sehr attraktive Lösung um die Rentenlücke zu schließen. Im Gegensatz zu Riester oder betrieblicher Altersvorsorge sind attraktive Renditen in der Ansparphase möglich.
Nach Produktkosten hat man so bei Rentenbeginn durch die Steuerersparnis zwischen 80 und 110 % mehr an Kapital zur Verfügung gegenüber einer günstigen Besparung über einen (ETF)-Fonds.
Trotzdem sind 99 % der aktuell am Markt verfügbaren fondsbasierten Rürup Renten eher wenig bis nicht rentabel. Selbst Testsieger wie die Europa Basisrente oder FAIRR sind bis zum 85. Lebensjahr nicht wirklich attraktiv.
Nutzen Sie meine Expertise als unabhängiger Finanzberater für Hamburg und ganz Deutschland um hier zusammen mit Ihnen zu überprüfen, ob sich speziell für Ihre Situation sich eine Rürup Rente lohnt. Ich leite mit Ihnen her welche Lösung hier wirklich sinnvoll und attraktiv für Sie ist. Diesen Service biete ich unverbindlich und kostenfrei an.